Unter dem Motto „Ärztliche Nachwuchsgewinnung – gemeinsam erfolgreich“ lud das Netzwerk „Ärzte für Sachsen“ bereits zum 17. Mal zur Jahrestagung ein. In Bad Elster standen dabei die herausfordernde Versorgungssituation des Vogtlandkreises im Fokus und die Projekte, mit denen man an einer Lösung arbeitet.
17. Netzwerktreffen „Ärzte für Sachsen“
Ärztliche Nachwuchsgewinnung für den Vogtlandkreis
Dem Motto entsprechend gab die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping in ihrem Grußwort den Dank weiter an die gemeinsamen Bemühungen der Akteure im Netzwerk und vor Ort im Vogtland: „Diese Beispiele machen deutlich: Gesetzgebung allein reicht nicht – es braucht engagierte Menschen, die Verantwortung übernehmen und Ideen mit Mut verwirklichen. Ich danke allen, die mit Herzblut dazu beitragen.“ Die beiden weiteren Grußredner, der Beigeordnete des Vogtlandkreises Dr. Axel Steinbach und Olaf Schlott, der Bürgermeister von Bad Elster, verdeutlichten die schwierigen Nachbesetzungen in der Region und appellierten an die Regierung, vor allem auf dem Feld der Bürokratie den Arztberuf durch Entlastungen wieder attraktiver zu machen.
Bevor sie in ihren Überblick zur Netzwerkarbeit des letzten Jahres einstieg, nutzte die neue Vizepräsidentin der Sächsischen Landesärztekammer, Dr. med. Jana Gärtner, die Gelegenheit, um ihrer Vorgängerin, Dipl.-Med. Petra Albrecht, für ihre Arbeit zu danken. Mit dem Amt der Vizepräsidentin übernimmt Dr. Gärtner auch die Rolle der Gastgeberin des Netzwerktreffens, worüber sie sich persönlich sehr freute. In ihrem Vortrag war es dann vor allem eine Zahl, die die Gäste aufhorchen ließ. So zeige die aktuelle Statistik der Bundesärztekammer, dass der Anteil der jungen Hausärztinnen und Hausärzte unter 40 in Sachsen mit fast zwölf Prozent am höchsten sei. „Ein Ergebnis, das uns freut und das sich nicht zuletzt auch auf die vielen Aktivitäten im Netzwerk ‚Ärzte für Sachsen‘ in den letzten 16 Jahren zurückführen lässt.“, so Dr. Gärtner.
Drei Ärzte aus der Region berichteten im Hauptteil der Veranstaltung über die Bemühungen aus der Ärzteschaft, um junge Mediziner für das Vogtland zu begeistern. Dr. med. Thomas Pohl, Allgemeinmediziner in Plauen und medizinischer Koordinator im Weiterbildungsverbund „Hausärzte für das Vogtland“, konnte von zwölf Fachärztinnen und Fachärzten für Allgemeinmedizin berichten, die im regionalen Verbund ihre Weiterbildung absolviert haben. Besonders freute ihn dabei, dass „alle ihre ambulante Tätigkeit im Vogtlandkreis aufgenommen haben.“ Auch der Vorsitzende des Ärztenetzes Vogtland, Dr. med. Jens Volkmar, bemüht sich mit dem Ärztenetz um potenzielle Nachwuchsmediziner. Für ihn stellt allerdings zum Beispiel der Datenschutz ein echtes Hemmnis dar, um etwa vogtländische Studierende früh über die Vorteile im Landkreis zu informieren. Ein Ansatz, den Maximilian Viehhäuser nur unterstützen kann. Der junge Allgemeinmediziner, der seine moderne Familienpraxis in Elsterberg vorstellte, kam für die Niederlassung über Umwege wieder zurück in die Heimat und weiß: „Heimatgefühl ist wohl der Punkt, mit dem man potenziellen Nachwuchs am stärksten abholen kann.“
Dort, wo die (fach)ärztliche Versorgung aufgrund fehlender Praxisnachfolger nicht mehr funktioniert, braucht es innovative Lösungen. Diese stellte für den augenärztlichen Sektor Dr. Ioana Minculescu anhand von zwei Projekten der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KV Sachsen) vor. In der Mobilen Augenarztpraxis (MUBE) werden augenärztliche Untersuchungen und Befundungen in Kooperation mit umliegenden Augenarztpraxen und Kliniken ermöglicht, bei denen ein Arzt jederzeit per Video zugeschaltet werden kann. In Ambulanten Versorgungs- und Weiterbildungszentren (AVWZ) arbeitet der ambulante und stationäre Sektor für die augenärztliche Versorgung der Patienten zusammen. Ein Effekt dabei ist die Möglichkeit zur stationär-ambulanten Verbundweiterbildung, bei der aktuell 14 der 16 Weiterbildungsstellen besetzt sind. Die ersten dieser Ärzte werden nächstes Jahr ihre Facharztweiterbildung abschließen und dann hoffentlich die Versorgung in der Region mit sichern.
Eine andere Stellschraube, die helfen soll junge Fachärztinnen und -ärzte für die Arbeit außerhalb der Großstädte zu gewinnen, stellte abschließend Tim Schmeiser von der KV Sachsen vor. Im Kern geht es darum, dass die begrenzten Fördermittel für die ambulante Weiterbildung in den grundversorgenden Fachgebieten seit diesem Sommer nicht mehr nach dem „Windhundprinzip“ (Wer zuerst kommt, mahlt zuerst) vergeben werden, sondern durch konkrete inhaltliche Kriterien ersetzt. Außerdem werden ländliche strukturschwache Regionen priorisiert.
Nach den Vorträgen kamen die Gäste bei einem Imbiss zusammen und ins Gespräch. Neben all den Sorgen um die aktuellen Herausforderungen bei der medizinischen Versorgung im Landkreis war es schön, auch viele dankbare Kommentare zu hören, da mit den Netzwerktreffen die öffentliche Aufmerksamkeit dorthin gelangt, wo es gerade besonders wichtig ist.
[Fotos: SLÄK / Danny Otto]